Kundenportrait:
Zu Besuch bei der Ährenwert GbR
Wachsende und breit aufgestellte Betriebe stehen oft vor der gleichen Herausforderung: Und die besteht nicht nur darin, dass und von wem die zusätzliche Arbeit geleistet, sondern dass sie geplant, organisiert und abgerechnet wird. Das ist auch bei der Gemeinschaft von Ulrich Behrens, Jochen Gaus und Ernst Lütje in Meine in der Südheide so:
Der Betrieb ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen, hat sich auf die Produktion und den Vertrieb von Speisekartoffeln spezialisiert und setzt bei der Organisation der komplexen Betriebsabläufe auf die Software AGRARMONITOR des Herstellers betriko.
Geschichte
Wie bei vielen landwirtschaftlichen Unternehmen hat sich das neue, interessante Standbein aus einer eher unbequemen Situation heraus entwickelt: „Die Zuckerrübe war in unserer Region sehr stark, wir haben in einer Maschinengemeinschaft für fünf Betriebe Rüben gerodet und abgefahren“, erinnert sich Jochen Gaus. Die ersten Schritte der Reform der Zuckermarktordnung, in dessen Folge Anfang der 90er Jahren die nahen Zuckerfabriken Meine und Fallersleben geschlossen wurden, brachte das Ende: Das Fahren per Schlepper wurde eingestellt und fortan wegen der größeren Entfernungen per Lkw erledigt, das Roden an einen Lohnunternehmen vergeben. Um die frei gewordene Arbeitszeit sinnvoll zu nutzen, begannen Gaus und Lütje mit dem Anbau von Kartoffeln – zunächst für einen Schälbetrieb sowie dem Saatkartoffelanbau, später auch für die eigene Vermarktung über Selbstbedienungsständen. Das funktionierte gut, denn zwar gibt es in der Region rund um Gifhorn reichlich Kartoffelanbau – die sind aber meist für die Stärke- oder die Chips-Produktion, der Speisekartoffelanteil entsprechend gering.
Weil bereits in den 80er Jahren die Eltern der heutigen Gesellschafter Jochen Gaus und Ernst Lütje mit ihren knapp drei Kilometer entfernten Betrieben kooperierten und später eine Maschinengemeinschaft bildeten, der wachsende Kartoffelanbau zudem auch die nötige „Manpower“ benötigte, lag die 1995 erfolgte Bildung einer Betriebsgemeinschaft auf der Hand. „Unsere Familien haben beide nach Alternativen zum Zuckerrübenanbau gesucht und sich gut miteinander verstanden – die vielleicht wichtigste Voraussetzung bei einer Kooperation“, erinnert sich Gaus.
Herausforderung
Doch mit Wachstum gehen auch Herausforderungen einher: Der Betrieb wuchs, mit Ulrich Behrens kam 2004 ein neuer Gesellschafter hinzu, Anteilsverhältnisse änderten sich, der Geschäftsbetrieb wurde bei mittlerweile schon 60 ha Kartoffeln deutlich komplexer. „Irgendwann passten die festgelegten Bruchteile, nach denen wir abgerechnet haben, nicht mehr“, sagt Gaus. Als Folge wurde zur Bewirtschaftung noch ein Gewerbebetrieb gegründet, der die komplette Arbeitserledigung und den Ein- und Verkauf abwickelt.
Heute gibt es drei Gesellschaften – ein Kartoffelbetrieb mit 110 ha, ein Ackerbaubetrieb mit 480 ha und eine Dienstleistungsgesellschaft – sowie zusammen 18 Mitarbeiter plus Aushilfen. Hinzu kommt im Einzelbetrieb Gaus noch eine Ferkelaufzucht mit 1800 Plätzen und bei Lütje eine Schweinemast mit 1200 Plätzen. Irgendwann war der Punkt erreicht, an dem ein vernünftiges Abrechnungssystem her musste: „Wir haben halbjährlich über Unmengen an Zetteln sowohl für uns intern in Excel abgerechnet als auch für die Schlagkartei verbucht – dabei sind sicher auch mal Zettel auf der Strecke geblieben.“ Die Arbeitszeiterfassung für die gegenseitige Abrechnung untereinander wurde eher „nach Bauchgefühl“ abgewickelt – für alle Beteiligten eine unbefriedigende Situation.
Aktuelle Situation
Wir haben halbjährlich über Unmengen an Zetteln sowohl für uns intern in Excel abgerechnet als auch für die Schlagkartei verbucht – dabei sind sicher auch mal Zettel auf der Strecke geblieben
Jochen Gaus
Auf der Agritechnica 2013 wurde Ernst Lütje auf betriko und AGRARMONITOR aufmerksam, mit dem sich Arbeitszeiten erfassen, Projekte abrechnen und auswerten lassen: Nach einer kurzen Testphase entschieden sich alle Gesellschafter für das System, investierten in Software sowie 15 iPads und führten das System Schritt für Schritt in die einzelnen Unternehmensbereiche ein. Seitdem hat die Zettelwirtschaft ein Ende: Auf allen Maschinen ist ein iPad installiert, mit deren Hilfe die Mitarbeiter Art und Dauer der Tätigkeit erfassen; eine Trackinglösung leitet die Fahrer zur richtigen Fläche und läst den Betriebsleiter daheim am PC den Arbeitsfortschritt erkennen.
Ob Maschinen gewartet, mit ihnen Arbeiten auf dem Acker oder Transportfahrten erledigt werden: Jede Tätigkeit wird erfasst und kann abgerechnet werden – sowohl intern als auch extern. Außerdem werden mit Hilfe von AGRARMONITOR Aufträge generiert, die dem Mitarbeiter übermittelt werden. Weil die Daten – etwa bei der Aussaat, die Sorte, die Beize und die Saatstärke – anschließend in die Schlagkartei direkt übernommen werden können, ist diese immer sauber geführt. Mit Hilfe von AGRARMONITOR wird auch die Schlagkartei täglich geführt und muss nicht aufwendig nachgetragen werden. „Zugleich haben wir eine tagesaktuelle Übersicht, welche Kosten bislang auf einem Schlag angefallen sind. Das ermöglicht uns ein Controlling bis in die kleinste Einheit.“
Mehrwert
Doch das System ist für Gaus mehr als nur ein praktischer Helfer für die Büroarbeit, es liefert auch wichtige Daten für Investitionen. Als vor kurzem die Ersatzinvestition für den angebauten Düngerstreuer anstand, lieferte AGRARMONITOR nach einjähriger Stundenerfassung die Entscheidungsgrundlage: „Es musste zum Düngerstreuer immer ein Schlepper mit Wagen und Frontlader mit dabei sein. Wir haben uns jetzt für einen angehängten 8-t-Streuer entschieden.“ Das sei zwar nicht viel günstiger, aber einfacher, weil die Organisation des zweiten Mitarbeiters und der zweiten Maschine entfalle. Ähnliches ergab sich bei der Spritze: Statt mit zwei Spritzen je 24 Meter fährt der Betrieb heute mit einer 36-m-Spritze. Auch hierzu lieferte AGRARMONITOR die Entscheidungsgrundlage. Weil auch Dieselverbräuche ausgewertet werden, arbeitet Gaus permanent daran, auch hier die Effektivität zu verbessern.
Die Daten können nur so gut und aussagekräftig sein wie die Mitarbeiter diese erfassen. Daher werden die Mitarbeiter regelmäßig geschult. Gleichwohl werde die Genauigkeit nicht übertrieben, „wir wollen es nicht auf die Spitze treiben“, so Gaus. Durch die intuitive Bedienung der Geräte sei das System weder für ältere noch für ausländische Mitarbeiter ein Problem. Auch die Befürchtung, dass sich Mitarbeiter „gläsern“ fühlen könnten, erfüllte sich nicht. Alles in allem, so Gaus, sei AGRARMONITOR ein mittlerweile „unentbehrliches Hilfsmittel, das in unseren Betrieb passt.“